So werden Sie der Wunsch-Ausbildungsbetrieb für Schülerinnen und Schüler
Noch vor 20 Jahren bekamen Ausbildungsbetriebe stapelweise Bewerbungen und hatten die Qual der Wahl – mittlerweile sieht das ganz anders aus: Selbst gute, bekannte Ausbildungsbetriebe haben Probleme, ihre Stellen zu besetzen. Die Jugendlichen haben die Wahl und können sich aus mehreren Unternehmen das beste aussuchen. Was ist da los und was können Sie mit Ihrem Unternehmen tun, um wieder gute Auszubildende zu finden?

1. Wie Sie passende Auszubildende finden
Um weiterhin gute Auszubildende zu rekrutieren, ist es notwendig, das Ausbildungsmarketing neu anzugehen – oder überhaupt ein Ausbildungsmarketing einzuführen. Die gängigen Maßnahmen für das Recruiting von Auszubildenden reichen von klassischen Stellenanzeigen und Pressearbeit über die Teilnahme an Ausbildungsmessen bis zur Kooperation mit einer Schule vor Ort.
Wie das geht und was sie darüber hinaus bei der Planung und Durchführung der Ausbildung beachten sollten, erläutert das Buch „So geht Ausbildung heute!“ von Daniela Gieseler, das Sie über den Christiani Verlag beziehen können.
2. Auszubildende vorab kennenlernen statt Auswahlverfahren
Bei einigen Unternehmen wird auf „komplizierte“ Auswahlverfahren nahezu komplett verzichtet, sie setzen darauf, ihre Bewerber schon im Vorfeld kennenzulernen. Es gibt viele Möglichkeiten, mit Ihrer Zielgruppe, Ihren Bewerbern, schon vorab in Kontakt zu kommen:
- Bieten Sie Schulpraktika an, in der Regel für einen Zeitraum von ein bis drei Wochen. In der Zeit haben Sie die wunderbare Gelegenheit, Ihre Bewerber/-innen schon sehr ausführlich kennenzulernen. Und wenn es ihm oder ihr gefallen hat, wird er sich hinterher sicher gerne bei Ihnen bewerben.
- Das gleiche gilt für Berufsfelderkundungstage, die es leider nicht in allen Bundesländern gibt. Hier können sie Bewerber einen ganzen Tag lang kennenlernen,
- Bieten Sie Betriebserkundungstage für Schulen an, zeigen Sie dabei den Schülern Ihr Unternehmen, lassen Sie interessierte Schüler auch – soweit möglich – in bestimmte Arbeiten „schnuppern“.
- Nehmen Sie am Girlsday oder anderen Aktionstagen teil.
- Wie wäre es mit Ferienarbeitsplätzen für Schüler?
- Weitere Möglichkeiten: Werden Sie kreativ und überlegen sie, was zu Ihrem Unternehmen passt – ein Ausbildungstag, Tag der offenen Tür, Nacht der Ausbildung, Teilnahme an einer Ausbildungsmesse oder einem Speed-Dating… es gibt viele Möglichkeiten.


3. Schülerpraktikum als Chance für beide Seiten
Das Praktikum bietet für beide Seiten große Zukunftschancen: Schüler/-innen können Berufe in der Praxis kennenlernen und Unternehmen gewinnen potenzielle Bewerber/-innen.
Von Seiten der Schulen werden Schüler/-innen darin gefördert, sich in der Berufswelt zu orientieren, sich für einen Beruf zu entscheiden und die nächsten Schritte, insbesondere die Bewerbung zu planen.
Als Unternehmen können Sie die Lehrer/-innen und Schüler/-innen bei diesem Prozess aktiv unterstützen. Dabei ist es selbstverständlich legitim, Ihr Unternehmen und die Ausbildungsberufe in einem möglich positiven Licht zu präsentieren. Machen sie den jungen Leuten Lust auf Ihre Berufe!
- Schaffen Sie Handlungsmöglichkeiten, lassen Sie die Schüler/-innen verschiedene Arbeiten, wo möglich, selbst ausprobieren.
- Führen Sie Schüler/-innen gezielt an technische Themen heran, es hat sich schon so manche/-r als Naturtalent erwiesen. Für alle anderen gilt: Übung macht die Meisterin!
- Vermitteln Sie möglichst umfassende praktische Erfahrungen, so dass die Praktikanten/-innen ihre eigenen Fähigkeiten besser reflektieren können: Ist der Beruf etwas für mich?
Weitere Informationen dazu, was Sie als Unternehmen beim Praktikum beachten sollten, finden Sie im „Handbuch Ausbildung“.
4. Bemühen Sie sich speziell um die Mädchen: Girls‘ Day
Noch immer sind Frauen in technischen Berufen in der Minderheit. Wenn es gelingt mehr Mädchen für Technik zu interessieren, ist das ein weiterer großer Schritt, um dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken. Erleichtern Sie jungen Frauen den Einstieg in technische Berufe, indem Sie beim Girls‘ Day Möglichkeiten schaffen, technische Berufe auszuprobieren.
Wichtig beim Girls‘ Day ist es, dass nur weibliche Teilnehmende in der Gruppe zusammenkommen. Denn die Erfahrung zeigt, dass sich Mädchen unter sich eher an technische Themen herantrauen als in gemischten Gruppen.
Girls‘ Day-Checkliste für Unternehmen
Diese Checkliste vereinfacht die Planung und Durchführung einer Veranstaltung zum Girls’Day.
Mit freundlicher Genehmigung von: Kompetenzzentrum Technik-Diversity-Chancengleichheit e. V.
https://www.kompetenzz.de/


5. Schul-Kooperationen
Als Unternehmen können sie direkt eine Kooperation mit einer oder mehreren Schulen vor Ort eingehen. Sie können Lehrer/-innen gezielt bei der Berufsorientierung ihrer Schüler/-innen unterstützen und auch gemeinsame Projekte realisieren.
Schulen tun sich oft schwer mit bestehenden Mitteln eine gute Berufsorientierung zu gewährleisten. Für zusätzliche Angebote, neben denen der Agentur für Arbeit fehlen vielen Schulen die finanziellen Ressourcen und die benötige Kompetenz.
Hier bieten sich Chancen für Unternehmen, die den Schülern/-innen zu Gute kommen – eine Win-Win-Situation also:
Sie können eine Schule mit technischen Lehrmitteln und Materialien unterstützen, beispielsweise mit programmierbaren Boards oder einem 3D-Drucker.
Sie können Klassen zu einer Führung durch Ihren Betrieb einladen.
Sie können sich auf Berufsinformationsmessen der Schulen präsentieren.
Sie können Ihre Auszubildenden bei ihrer zuständigen IHK zu Bildungsbotschaftern ausbilden lassen. Diese gehen dann anschließend in die Schulen und berichten von ihrer Ausbildung und von Ihrem Unternehmen. Wer erfährt nicht am liebsten authentisch und aus erster Hand was die Ausbildung in Ihrem Unternehmen beinhaltet?
Ein spannender Ansatz sind Mentoren-Programme. Neben den offiziellen Schüler-Mentorenprogrammen, mit denen Schüler/-innen ausgebildet werden, um anderen Schüler/-innen Wissen und Know-how zu vermitteln, können sie auch Ihre Auszubildenden zu Mentoren schulen.
Zum Beispiel im LEGO® Academy Training. Hier lernen Ihre Azubis den LEGO-Hub zu programmieren und mit Motoren und Sensoren zu verbinden. Dieses Wissen geben sie anschließend an Schüler/-innen weiter und fördern so deren technisches Verständnis. Nutzen Sie den Peer-Group-Effekt: Jugendliche finden am ehesten Zugang zu (fast) Gleichaltrigen. Ganz nebenbei ist dann auch Ihr Unternehmen vor Ort in der Schule präsent.
Hier finden Sie ein konkretes Beispiel zum LEGO Academy Training.